Es war mal wieder so weit, ein weiterer Nachsorgetermin stand an. Bevor ich hier jetzt zahlreiche Zeilen schreibe und du nicht weißt, wovon ich rede, hier kannst du die ganze Geschichte nachlesen (klick).
Anfang Januar habe ich zum Hörer gegriffen, um den benötigten CT-Termin auszumachen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle befunden. Bereits die letzten Untersuchungen haben mich ziemlich mitgenommen aber diesmal kam mir das Ganze noch mal eine Ecke intensiver vor.
Statistisch habe ich nichts Schlimmes mehr zu befürchten, der Tumor bildet nur äußerst selten Metastasen, und wenn die Lymphknoten nicht angegriffen waren, geht die Wahrscheinlichkeit gegen null. Trotzdem hatte ich mal wieder ein total schlechtes Bauchgefühl. Eigentlich muss man fast sagen, dass ich mir Knochenmetastasen eingeredet habe. Die Wahrscheinlichkeit Knochenmetas vom Karzinoid zu bekommen ist geringer, als wenn ich anderweitig welche bekommen könnte.
Theoretisch weiß ich das alles, praktisch bin ich beinah an einem Herzinfarkt gestorben.
Am 19.01.2016 war es dann so weit, der Termin stand an. Tränen kamen keine mehr, die habe ich die Tage zuvor bereits vergossen. Um 12 Uhr lag ich also auf dem CT-Tisch. 3-mal musste mir ein Zugang gelegt werden, meine Venen sind einfach eine Katastrophe. Hiernach hieß es 3 Stunden auf das Ergebnis warten, dies war mir aber bereits zuvor bekannt, da ich keinen früheren Termin bekommen habe.
Gegen 15 Uhr wurde ich dann aufgerufen, die Ärztin hatte noch nicht den endgültigen Befund, hat mir aber bereits gesagt, dass sie Entwarnung geben kann. Als sie das Zimmer verließ, um mit einem anderen Arzt mein CT zu besprechen, habe ich durch die Tür die verrücktesten Sachen gehört. Worte wie: Knochen – typisch oder atypisch – nicht normal – haben mich um den Verstand gebracht. Für mich war die Sache sicher, sie haben doch etwas gefunden. Kurze Zeit später standen 2 Ärzte vor mir. Der eine schon halb grinsend, da er mich mittlerweile zu gut kennt. Er hat dann direkt gesagt, dass alles okay ist und ich keinen Grund habe mir Sorgen zu machen. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Stein mir in diesem Moment vom Herz gefallen ist.
Die Worte, die ich durch die Tür gehört habe waren teilweise sogar richtig, nur hat er seiner Kollegin erklärt, das ich eine Anatomische Besonderheit bin. Eine Ader verläuft bei mir anders wie bei anderen Menschen, dass ist wohl sehr selten. Er hat seiner Kollegin wie gesagt “nur” das auf den Bildern gezeigt. Mein Hirn hat sich die schlimmsten Sachen zusammengelegt.
Es war wieder einmal sehr nervenaufreibend. Ich weiß auch nicht, ob ich das irgendwann abschalten kann. Manchmal empfinde ich es wie ein Zahnarztbesuch, kann locker darüber reden und habe keine Angst. Kurz vor solchen Terminen sieht es leider anders aus, dabei ist diese Nachsorge eigentlich etwas Positives. Sollten die Ärzte etwas finden, können sie einem wenigstens schnell helfen und in vielen Fällen ist zu Beginn einer Erkrankung noch alles möglich.
Ich glaube, dass es fast allen Menschen, die so etwas erlebt haben so ergeht. Wichtig ist nur, nach wie vor diese Untersuchungen wahrzunehmen, statt die Augen zu verschließen und die Sache zu verdrängen. Wie oft habe ich schon darüber nachgedacht nicht mehr zu den Untersuchungen zu gehen, da ich glaube, dass es mir psychisch besser gehen würde. Das ist aber falsch und riskant, deswegen mein Appell an dich, falls du in einer ähnlichen Situation bist: Geh zu den Untersuchungen und lass das Thema nicht schleifen! Egal wie schlimm es zuvor ist, die Gewissheit danach ist sehr wichtig für den eigenen inneren Frieden.
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an die Menschen, die mich in dieser Zeit ertragen und immer die passenden Worte finden. Danke, dass gerade ihr an meiner Seite seid.
luisa
20 Januar
Ich habe mir, bevor ich diesen Beitrag gelesen habe, noch deinen anderen dazu durchgelesen. Und es berührt mich sehr, wie du hier von deiner Erkrankung berichtest. Und ich finde es auch schön, dass du trotz tiefer Phasen auch wieder in positive Phasen gekommen bist und auch positives aus der “Sache” ziehen kannst. In meinem Studium haben wir letztes und dieses Semester Krankheitslehre gehabt, und dort auch über Lungenkarzinom gesprochen. Es waren auch ein paar Menschen aus der Selbsthilfe zu Besuch (verschiedene Bereiche von Krebs) und es war wirklich ein sehr interessantes Gespräch. Ich war sehr beeindruckt davon, wie viel Kraft sie haben, wie stark sie sind. Natürlich haben sie auch mal schlechte Tage, aber sie lassen sich davon nicht unterkiregen. Das fande ich sehr schön. Ich glaube, ich würde erstmal in ein tiefes Loch fallen und mir schwer tun, da wieder rauszukommen. Und die bestehende Angst, dass der Krebs immer wieder kommen kann, ist wahrlich bestimmt kein schönes Gefühl. Ich finde es schön, dass du Rückhalt und Kraft aus deinem Umfeld holen kannst. Ich wünsche dir weiterhin, dass alles gut bleibt!
Liebe Grüße
luisa
The inspiring life
20 Januar
Hi, danke für deine Worte. Ich hatte aber kein Karzinom, sondern ein Karzinoid, das ist was anderes 😉
Sandra Dietzel
20 Januar
Puh bin ich froh, dass alles okay ist. Ich kann aber auch deine Angst und ich nenne es mal Einbildungen nachvollziehen, du hattest einfach eine schwere Zeit.
Ich wünsche dir alles alles Gute.
Lg Sandra
The inspiring life
20 Januar
Danke meine liebe 🙂
Tanjas Bunte Welt
21 Januar
Hallo,
oh ich denke da wird jeder verrückt und das ist ja auch irgendwie gut so. Man nimmt es dadurch nicht auf die leichte Schulter und befasst sich damit, umso erleichteter ist man dann, wenn man hört das alles passt. Also echt, das hätten sie sich aber auch ein andermal ansehen und bereden können, dich da noch so verrückt zu machen 😉
LG
Debby
30 März
Liebe Natalie
Deine Berichte rund um deine Krebserkrankung haben mich total in ihren Bann gezogen. Ich finde es genial wie du so offen und ehrlich über dein Erlebtes schreibst und nichts beschönigst. Das hat mir wieder einmal gezeigt, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich so etwas nicht erleben muss. Ich finde es super thematisierst du eine so persönliche Geschichte und machst Betroffenen Mut – herzlichen Dank dass wir daran Teil haben dürfen…
Eigentlich bin ich ja durch das Food ABC auf deinen Blog gelangt – und am Abend im Bett ziemlich lang hängen geblieben… Viel Kraft für alles noch Kommende wünsche ich dir – und dass du dich nicht mehr verrückt machen musst =)
Liebe Grüsse
Debby
The inspiring life
30 März
Hallo Debby,
vielen Dank für deine netten Worte.
Ja, den Betroffenen Mut machen ist genau das was ich möchte, deswegen habe ich die doch sehr private Geschichte online gestellt.
Man sollte sich wirklich über jeden Tag glücklich schätzen, den man gesund und munter verbringen darf. Ich muss sagen, dass es mir nach der Erkrankung allerdings leichter fällt, dies umzusetzen. Zuvor war ich doch so in meinem Trott drin und habe manchmal das wirklich wichtige nicht mehr gesehen. Ich denke das es bei vielen Menschen genauso ist. Durch so eine Erkrankung weiß man vieles danach anders zu schätzen. Wobei ich sagen muss, dass bei mir, nun 2 Jahre später, auch der Alltagstrott an manchen Tagen die Oberhand gewinnt 😀
LG und einen schönen Tag 🙂
Romy Schmidt
11 Oktober
Hallo bei mir wurde am 6.9.016 ein Typisches Karzinoid durch eine OP entfernen.ich hatte es in der Lunge..Habe immer noch Grad 1 . Ich habe sehr große Angst die Krankheit nicht zu überleben. Lg Romy.
The inspiring life
11 Oktober
Hallo Romy, deine Ängste kann ich voll und ganz nachvollziehen, auch ich habe manchmal noch Angst das etwas wiederkommt. Die Ärzte haben dir aber sicherlich auch gesagt das die Wahrscheinlichkeit gering ist daran zu sterben oder?
Was meinst du damit das du immer noch Grad 1 hast? Wurde der Tumor nicht vollständig entfernt? Welche Art von Operation wurde durchgeführt und von welchem Arzt?