Manschettenresektion: Mein Krankenhausaufenthalt Teil 3
Hier gelangst du zu Teil 1 der Diagnose
Teil 2 zum Thema Typisches Karzinoid
Ich war nun also eine Woche zu Hause, eine Woche, die sehr schnell verging. Die Zeit raste und ich hatte das Gefühl, die Zeit meines Lebens lief ab.
Die OP rückte immer näher und an einem Montagmorgen hieß es dann, auf nach Wiesbaden. Ich wurde wieder aufgenommen und musste noch einige Untersuchungen wie zum Beispiel röntgen durchlaufen. Es war alles Okay und körperlich sprach nichts gegen die OP. Mein Kopf wehrte sich aber noch immer, auch wenn ich wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, gesund und glücklich zu werden.
Zu meiner extremen Angst kam noch die OP-Aufklärung. Ich wurde über alle Risiken und Komplikationen aufgeklärt. Dies nahm mir nicht die Angst, es machte alles noch schlimmer. Im
Grunde ist es so, dass man mit der OP-Aufklärung auch seinen Tod unterschreibt, denn die Komplikationen die auftreten können, umfassen alles Erdenkliche was man sich nur so vorstellen kann.
Die Ärzte wiesen mich auch auf Schmerzen nach der OP hin, diese waren mir aber völlig egal, ich wollte einfach nur aufwachen. Schmerzen gehen vorbei und können ausgehalten werden, zumindest dachte ich zu diesem Zeitpunkt so.
Nun ja, mittags war ich dann nach den Untersuchungen auf meinem Zimmer mit einer neuen Zimmernachbarin. Als ich das Mädel gesehen hatte, wurde mir ganz anders. Ich dachte nur, dieses junge Ding wird ja wohl bitte kein Krebs haben. Ich wollte sie zuerst nicht fragen, doch dann tat ich es doch. Sie war/ist 17 Jahre alt und hat einen bösartigen Tumor in der Lunge. Dieser hat bereits gestreut? Eigentlich befindet sich der Krebs überall in ihrem Körper. Sie hat Metastasen im Kopf, den Knochen, der Schilddrüse etc.! Mir wurde ganz anders, am liebsten hätte ich geweint. Trotz allem sah ich den Lebenswillen in ihren Augen, sie sah nicht unglücklich aus, sie war/ist voller Leben. Leider bekam sie die Nachricht, dass sie nicht operiert werden kann. In diesem Augenblick wurde mir wieder klar, was ich doch eigentlich für ein Glück hatte. Am Abend vor der OP saß das Mädel sogar noch auf meinem Bett und tröstete mich, das war mir sehr unangenehm, denn eigentlich war sie doch so viel schlimmer dran wie ich. Ich wusste nicht, woher sie diese Kraft nahm und mir von ihrem Willen sogar noch was abgab.
In der Nacht habe ich nicht so gut geschlafen, ich hatte Angst, dass mein Leben bald vorbei ist und ich aus der Narkose nicht auf aufwache. Am Morgen ging ich duschen und schlüpfte in meinen OP-Kittel. Die Zeit verging aber es rührte sich nichts. Um 10 Uhr fragte ich, ob die OP denn stattfindet, die Schwester sagte, dass es gleich los geht, sie haben noch eine kleine OP vorgezogen. Sie gab mir ein Beruhigungsmittel und ging wieder aus dem Zimmer. Die kleine Pille brachte leider gar nichts. Um 11.30 habe ich noch einmal nachgefragt, wieder hieß es, es geht gleich los, doch es tat sich nichts. Um 13.00 Uhr habe ich dann wieder gefragt, schließlich hatte ich auch Hunger sowie Durst. Die Schwester meinte, dass noch ein Notfall reinkam und die OP vielleicht verschoben wird. Innerlich freute ich mich bereits, denn das hieß ein Tag mehr den ich Leben konnte.
Naja, um 13.30 ging es dann doch los und ich wurde in den OP geschoben. Unten begrüßten mich die Anästhesisten sehr lieb und kümmerten sich um mich. Nun ging es sehr schnell. Zeit für Angst blieb keine mehr. Die Nadel saß und die Narkose lief in mich ein. Wie ich einschlief, weiß ich nicht mehr, es ging wohl von ein auf die andere Sekunde.
Was wurde genau bei der OP gemacht?
Wie ich euch ja schon erzählt hatte, saß mein Tumor sehr blöd, und somit stand eine große OP an. Angesetzt waren bis zu 6 Stunden. Von der Anästhesie bekam ich einen Tubus sowie einen Katheter und 3 Nadeln gesetzt. In die Hauptschlagader bekam ich auch eine Nadel, diese überprüfte immer meinen Blutdruck sowie den Puls. Auf die Stirn bekam ich einen Aufkleber, dieser zeigte an, wie weit ich in der Narkose lag. Die Ärzte sagten mir das die Anästhesisten etwa 2 Stunden beschäftigt sind, bis es mit der eigentlichen Operation losgeht.
An meiner Lunge wurde eine Oberlappen-Doppelmanchettenresektion durchgeführt und die Lymphknoten wurden entfernt. Ziel war es mein Lungenflügel zu retten und so viel gesunde Lunge wie möglich zu erhalten.
Kurz gesagt wurde während der OP mein Oberlappen links mit den Bronchien entfernt. Der untere Teil der Lunge wurde an den oberen Teil genäht, das befallene Gewebe dazwischen wurde ebenso komplett entfernt. Die Lunge wurde also nach oben verlegt. Am Vorhof wurde die Hauptschlagader der Lunge abgetrennt und auch nach oben gelegt.
Nach der OP wachte ich im Aufwachraum auf, ja ich wachte auf. Euch war das ja jetzt schon klar, denn sonst könnte ich heute nicht diesen Text schreiben. Mir was das vor der OP nicht klar und deswegen hätte ich im Aufwachraum trotz Schmerzen jubeln können. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Nachdem ich dann komplett aufgewacht war, wurde ich auf die Intensivstation gebracht, dort sollte ich 2-3 Tage bleiben, damit meine Werte an den Monitoren dauerhaft überprüft werden konnten. Es war auch gut das ich auf der Intensivstation lag, denn die erste Freude, nahm noch eine unangenehme Wendung…..
Sabine
27 April
Hallo Natalie,
ich habe deine Geschichte eben gelesen und bin sehr berührt. Ich schließe, dass du inzwischen wieder zuhause bist? Das bedeutet hoffentlich, dass es dir soweit gut geht und der Tumor komplett entfernt werden konnte!
Es ist so grausam, wie allgegenwärtig Krebs ist. Man ordnet ihn irgendwie immer alten Menschen zu, aber die Realität zeigt mir ein ganz anderes Bild. Eine Verwandte von mir musste mit 22 an einem seltenen Tumor sterben und einer meiner Mitbewohner aus dem Auslandssemester hat vor ein paar Tagen auf Facebook geschrieben, dass er Krebs hat und jetzt Chemo bekommt und dann ein Knochenmarktransplantat. Das Furchtbarste daran ist, wie stiefmütterlich Ärzte mit einem umgehen – ich renne nun auch schon seit Monaten(!) wegen unerklärter Unterbauchschmerzen zum Arzt und habe mir wirklich schon angehört "In dem Alter hat man keinen Krebs" – dazu der passende herablassende Blick, blöder Hypochonder, du spinnst ja. In der Zeit, die die Ärzte vertrödeln, kann vor allem bei uns jungen Leuten doch erst recht etwas wachsen… unser Gesundheitssystem ist lange nicht so gut wie behauptet! Ich gehe jetzt Dienstag zum MRT und ich hoffe wirklich, dass bei mir nichts ist und es sich nur um irgendeine Darmzickerei handelt. Aber es trifft an sich viel zu viele junge Leute und das macht mich echt fertig.
Ich wünsche dir eine gute Besserung und alles alles Gute und schicke dir ein bisschen Gedankenkraft, fühl dich gedrückt!
Sabine
Britta Volk
27 April
Ach du meine Güte, das ist ja wirklich schlimm was du erleben musstest! Ich hoffe es geht dir wieder halbwegs gut und werde deinen Gesichte weiter verfolgen.
LG Britta
Familie + Freizeit
28 April
Oje. Du arme! Ich freue mich sehr, dass es dir besser geht und wünsche Dir für die Zukunft alles erdenklich Gute. Lieben Gruß, Geli
* Angel of Berlin *
28 April
Hallo Natalie, ich bin mir nicht ganz sicher, was ich schreiben soll. Schließlich bin ich eine völlig fremde Person für Dich. Dennoch möchte ich Dir sagen, dass mich Deine Texte sehr berühren. Ich habe ähnliches kürzlich bei einer sehr engen Freundin mitgemacht und weiß daher ansatzweise, wie es Dir geht. Halt durch!